Seit 2013 können sich Stätten verschiedenster Art für das Europäische Kulturerbe-Siegel bewerben.

Wichtige Kriterien dafür sind:

  • Stätten des europäischen Kulturerbes lassen die europäische Botschaft und die Geschichte dahinter lebendig werden. Es geht dabei um weit mehr als nur Ästhetik.
  • Im Zentrum stehen die Förderung der europäischen Dimension der Stätten und der Zugang dazu. Dazu gehört die Organisation einer großen Bandbreite an Bildungsaktivitäten, insbesondere für junge Leute.
Stätten des europäischen Kulturerbes können einzeln oder als Teil eines Netzwerks besucht werden. Die Besuchenden sollen ein Gefühl für die Vielfalt dessen entwickeln, was Europa zu bieten und was es erreicht hat.
 

Die Auszeichnung des ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler und seiner Außenlager mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel

Das ehemalige Konzentrationslager Natzweiler und seine Außenlager waren Orte des nationalsozialistischen Terrors. Die Gedenkstätten, die nach dem Krieg dort entstanden sind, haben sich einerseits die Erinnerung, andererseits Arbeit für Frieden, Versöhnung und Menschenrechtsbildung zur Aufgabe gemacht. Beide Aufgaben müssen europäisch gedacht werden; sie sind ebenso in die Zukunft wie in die Vergangenheit ausgerichtet. In diesem Sinn können aus Schreckensorten Stätten der Kultur werden. Deren Zielgruppe sind Leute von heute aus allen Generationen.
Verliehen wurde das Siegel einerseits für die bereits geleistete Arbeit, vor allem aber für neue Projekte der grenzüberschreitenden deutsch-französischen Erinnerungskultur.

Der Antrag wurde unter französischer Federführung und deutscher Beteiligung erarbeitet,  von einer international besetzten unabhängigen Jury bewertet und schließlich positiv entschieden. Im März 2018 wurde das Siegel in Plowdiw/ Bulgarien verliehen.

Am Antragsverfahren waren auf französischer Seite das Ministère de la Culture (Kulturministerium), das Ministère des Armées (Verteidigungsministerium) sowie das Centre européen du résistant déporté (Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers) am ehemaligen Hauptlager-Standort Natzweiler-Struthof, auf deutscher Seite neben dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium der Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V., die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege beteiligt.

In Frankreich erhielten das Kulturerbe-Siegel (Label du patrimoine européen)

  • das Centre européen du résistant déporté (Haut-Rhin)
  • die Gedenkstätte Fort de Metz-Queuleu ( Moselle)
  • die Gedenkstätte Tunnel d’Urbès (Bas-Rhin)

In Baden-Württemberg erhielten zwölf vorwiegend bürgerschaftlich getragene Gedenkstätten das Kulturerbe-Siegel

  • die Miklos-Klein-Stiftung, ehemaliges KZ Kochendorf, Bad Friedrichshall,
  • der Gedenkstättenverein KZ Bisingen e. V.,
  • die Geschichtswerkstatt KZ-Gedenkstätte Echterdingen-Bernhausen e. V., Filderstadt,
  • die KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen e. V., Gäufelden-Tailfingen,
  • die Initiative Gedenkstätte Vulkan, Haslach,
  • die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e. V.,
  • die KZ-Gedenkstätte Sandhofen e. V., Mannheim,
  • die KZ-Gedenkstätte Neckarelz e. V., Mosbach,
  • die Initiative KZ-Gedenken in Spaichingen,
  • die Initiative Gedenkstätte Eckerwald e. V., Schömberg-Schörzingen,
  • die Initiative KZ-Gedenkstätte Hessental e. V., Schwäbisch Hall, sowie
  • die KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz e. V.

Weitere europäische Stätten, die das Europäische Kulturerbe-Siegel erhalten haben, finden sich hier.

 

Parallele Feierstunden in Deutschland und Frankreich zum Europäischen Kulturerbe-Siegel.

In Deutschland

Die deutschen Stätten erhielten das Siegel  am 12. Juni 2018 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Die Feierstunde bildete gleichzeitig den Auftakt zur vielfältigen deutsch-französischen Ausstellung  „Spuren/Traces“ (13. Juni – 4. Juli 2018).  Hier Link zur Veranstaltung.

Katrin Schütz, Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, überreichte die Auszeichnungs-Plaketten an die zwölf Gedenkstätten der baden-württembergischen Außenlagerstandorte.

In Frankreich

Unter dem Vorsitz von Geneviève Darrieusecq, Staatssekretärin des französischen Ministeriums der Armee, wurde die Cérémonie nationale du souvenir (nationale französische Gedenkfeier) am Sonntag, den 24. Juni 2018 am Standort des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof eröffnet.

Verbunden mit der Präsentation des Kulturerbe-Siegels durch Frédérique Neau-Dufour (Centre Européen du Résistant Déporté) und Sibylle Thelen (Landeszentrale für politische Bildung) war die Eröffnung  der grenzüberschreitenden  Kunstausstellung „Fraternité“